Always on – Smartphones sind aus unserem Alltag längst nicht mehr wegzudenken. Nicht zuletzt bereichern die kleinen Alleskönner unser Leben. Die Kehrseite des Ganzen: Stress und Ablenkung. Wird es Zeit für einen «Digital Detox»?
Facebook, WhatsApp, Banking-App, Google, News & Co. – da kommt schnell viel Zeit zusammen. Für Schweizerinnen und Schweizer durchschnittlich etwa 2,87 Stunden pro Tag. Gerechnet ist in dieser Zeit aber nur das Smartphone. TV, Streaming und Laptop kommen noch dazu. Gerade wer beruflich auf einen Bildschirm angewiesen ist, verbringt bis zu elf Stunden pro Tag in der digitalen Welt. Wahrscheinlich liegt Ihr Smartphone sogar gerade in diesem Moment in Reichweite – und vielleicht kribbelt es Ihnen auch schon wieder in den Fingern, einen Blick darauf zu werfen. Studien zufolge liegen die Durchschnittswerte für das «Draufschauen» zwischen 53- und 80-mal pro Tag. Geht man von acht Stunden Schlaf aus, checken wir also alle 15 Minuten unser Smartphone. Verwunderlich ist das nicht, denn schliesslich können unsere digitalen Begleiter fast alles. Soll es am Samstag regnen? Wie hat mein Lieblingsteam gestern gespielt? Was machen meine Freunde? Wie komme ich am schnellsten von A nach B? Alles Fragen, die uns das Smartphone innerhalb kürzester Zeit beantworten kann. Fotografieren, Musikhören und Filmeschauen sind natürlich auch kein Problem. Für viele ist der Griff zum Smartphone daher das Erste und Letzte ihrer täglichen Routine.

Abgesehen davon, dass die kleinen Alleskönner den Alltag bereichern, hat der übermässige Konsum digitaler Medien auch eine Kehrseite. Wir sind es gewohnt, stets über die neusten Geschehnisse in unserem näheren Umfeld und auf der Welt informiert zu sein. Sind wir das nicht, haben wir Angst etwas zu verpassen. Dieses Phänomen nennt sich «Fear of missing out» oder kurz: «FOMO» und beschreibt den Druck, in jeder freien Minute auf das Smartphone schauen zu wollen. Auch klassische Beispiele zu hoher Bildschirmzeiten sind Muskel- und Nackenverspannungen, die durch zu langes Sitzen am Computer oder durch eine schlechte Haltung beim Scrollen am Handy verursacht werden. Damit einher geht auch oft mangelnde Bewegung, die der Gesundheit und dem allgemeinen Wohlbefinden eigentlich guttun würde. Und nicht zuletzt: Gerade wer häufig vor dem Einschlafen noch Zeit an einem Bildschirm verbringt, opfert dafür wertvollen Schlaf. Denn insbesondere die Dauer und die Qualität des Schlafs leiden unter dem blauen Licht des Displays. Also Hand aufs Herz: Wann haben Sie Ihr Smartphone das letzte Mal ganz bewusst ausgeschaltet?
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« Entscheidend ist die Absicht, mit der wir Bildschirme nutzen.»
Wer sich nun unsicher ist, sollte vielleicht über einen «Digital Detox» oder zu Deutsch «digitale Entgiftung» nachdenken. Der Trend stammt aus den USA und beschreibt die Entscheidung, für eine gewisse Zeit auf elektronische Geräte zu verzichten. Es geht also darum, den individuellen Konsum digitaler Medien gezielt zu reduzieren und sich bewusst Zeit in der analogen Welt zu schaffen. Auch wenn es anfangs schwerfällt, die medienfreie Zeit kann sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken und Stress reduzieren. Nur schon zwei Stunden vor dem zu Bett gehen auf Smartphone, TV und andere Geräte zu verzichten, lohnt sich. Der Körper kann dann ungestört Melatonin produzieren, was uns natürlich müde macht. Das Ergebnis sind ein tiefer Schlaf und ein erholtes Aufwachen am nächsten Morgen. Gerade wenn wir mehrere Tage auf digitale Geräte verzichten, erhöht sich unser Fokus und unsere Produktivität, da wir nicht ständig verlockt sind, auf das Smartphone zu schauen. In dieser Zeit «multitasken» wir auch weniger. Konkret bedeutet das, wir sind beim Arbeiten, Nachdenken und in Gesprächen präsenter – mehr im Hier und Jetzt.
Wie lange Smartphone, Tablet und Laptop letztendlich ausgeschaltet bleiben, entscheidet jeder für sich selbst. Ob es gleich ein ganzes Wochenende sein muss oder nur bestimmte Zeitfenster im Alltag definiert werden, gilt es herauszufinden. Schliesslich sind die kleinen Alleskönner eigentlich ein fester Bestandteil unseres Lebens und, wie so oft, gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift. Oder in diesem Fall: die Absicht. Denn auf die Frage, wie viel zu viel ist, gibt es keine eindeutige Antwort. Solange Schlaf, Bewegung und soziale Beziehungen nicht aus dem Gleichgewicht geraten, ist das Zuviel vom persönlichen Empfinden abhängig. Hinterfragen Sie daher regelmässig Ihr Nutzungsverhalten und entscheiden Sie dann, wann und in welchem Umfang es Zeit für einen «Digital Detox» wird.