Das Gute wächst so nah

Hanfsamen, Löwenzahn oder Alpkäse: Warum heimische Superfoods viel mehr können als die Exoten aus Übersee.

Sie sind wortwörtlich in aller Munde. Goji-Beeren, Matcha-Tee oder Chiasamen gelten als die Superfoods schlechthin. Dabei kann regionales Gemüse und Obst genauso viel – ja sogar noch mehr, ist die diplomierte Ernährungsberaterin Sonja Ricke überzeugt. Wir wollten von ihr wissen, was hinter dem Superfood Hype steckt und was unsere regionalen Nahrungsmittel den Exoten voraushaben.

Doch was genau ist Superfood? «Es handelt sich dabei um Lebensmittel, die einen hohen Anteil an Enzymen und sekundären Pflanzenstoffen aufweisen», sagt Ricke. Diese Stoffe haben viele positive Eigenschaften, erklärt sie. Zum Beispiel könnten sie freie Radikale, also aggressive Nebenprodukte des Stoffwechsels, binden und aus dem Körper ausscheiden.

Ein Porträt von Sonja Ricke, Dipl. Ernährungsberaterin FH.
Ein Porträt von Sonja Ricke, Dipl. Ernährungsberaterin FH.

Trotz aller vermeintlichen Vorteile lohne es sich beim Kauf von sogenannten Superfood-Produkten aber genau hinzuschauen. Besonders bei den Exoten aus Übersee. Denn oft halten sie laut der Ernährungsexpertin nur auf den ersten Blick, was sie versprechen. «Bei normalem Konsum sind die aufgenommenen Mengen an Nährstoffen oft zu klein, um wirklich einen positiven Einfluss auf den Organismus zu entwickeln. Darüber hinaus finden sich leider nicht nur Vitalstoffe, sondern eben auch schädliche Substanzen wie Pestizide in den super Lebensmitteln.» Letzteres stellte auch Greenpeace 2013 in einer Studie über chinesische Goji-Beeren fest: Auf 32 von 36 Proben haftete ein Cocktail aus drei oder mehr Pestiziden.

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« Superfoods halten oft nur auf den ersten Blick, was sie versprechen.»

Sonja Ricke, dipl. Ernährungsberaterin HF

Aber nicht nur die hohe Schadstoffbelastung bereitet der Ernährungsspezialistin Kopfzerbrechen. Auch der ökologische Aspekt macht ihr zu schaffen: «Monokulturen, umstrittene Anbautechniken und lange Transportwege machen den Superfood Hype extrem fragwürdig.» Ricke, die selbst einen Biohof betreibt, plädiert deshalb auf die heimische Vielfalt zu setzen. «Eigentlich sind alle Lebensmittel, die saisonal, regional und natürlich zubereitet sind Superfoods.» Sie bieten gleich mehrere Vorteile gegenüber ausländischen Produkten, erklärt die 55-Jährige. So fallen sowohl der Transport als auch Zwischenhändler weg, die Produkte werden im reifen Zustand geerntet und enthalten keine oder wenigstens kontrollierbare Pestizide. «Mit ihrer Nährstoffkonzentration liegen wilde Beeren, Samen oder saisonales Gemüse aus der Region ihrer ausländischen Konkurrenz um Meilen voraus.» Und zu guter Letzt, betont Ricke, ist heimisches Superfood günstig und für jedermann erhältlich.

6 heimische Superfoods, die wirklich etwas können

Guter Heinrich

Er ist der wilde Vorfahre vom Spinat und wächst meist in der Nähe von Alpen. Seinen Namen verdankt der Gute Heinrich, dem ihm zugesprochenen Heilkräften. Seine Blätter sind reich an Eisen, Proteinen und weisen hohe Anteile an Spurenelementen auf. Sein Vitamin-C-Gehalt ist gar so hoch, dass bereits 50 Gramm den Tagesbedarf eines Erwachsenen decken. Wer sich nicht traut, das wild aussehende Kraut selbst zu pflücken, kann sich in einem Kräuterkurs Gewissheit holen.

Hanfsamen

Hanf ging lange Zeit ein schlechter Ruf voraus. Heute gilt er, ob als Rohstoff für Kleidung, Dämmmaterial oder Medizinprodukt als die Wunderpflanze schlechthin. Über die essbaren Hanfsamen ist allerdings noch wenig bekannt. Und gerade sie haben es in sich: Sie enthalten Proteine, Kohlenhydrate, wichtige Omega-3-Fettsäuren, hohe Anteile an Vitamin B1, B2 und E sowie Calcium, Magnesium, Kalium, Eisen und Ballaststoffe. Wahre Kraftpakete also, die sich ganz einfach in den täglichen Speiseplan integrieren lassen.

Löwenzahn

In der traditionellen Heilkunde wird der Löwenzahn seit Jahrhunderten für seine harntreibende und entgiftende Wirkung geschätzt. Gerade sein herrlich bitterer Geschmack macht ihn zum absoluten Superfood. Die in der Pflanze enthaltenen Bitterstoffe aktivieren die Leber, fördern die Schleimproduktion im Darm und wappnen das Immunsystem gegen fremde Bakterien und Viren. Wenn Sie ihn nicht im eigenen Garten finden, dann pflücken Sie eine Handvoll bei einer Wanderung über Wiese oder Feld. Der Löwenzahn schmeckt super in Salaten und kann von der Blüte bis zur Wurzel verarbeitet werden.

Alpkäse

Er trägt die Krone der Schweizer Käsekultur, der Alpkäse. Kein Wunder ist sein Name geschützt. Denn er unterliegt strengen Auflagen. Alpkäse darf ausschliesslich im Sommer und mit Milch von Kühen, Ziegen oder Schafen hergestellt werden, die auf der Alp weiden und dort in den Genuss der hohen Artenvielfalt von Bergblumen und -kräutern gekommen sind. Seine Vorteile liegen auf der Hand: Die hohe Diversität im Futter der Tiere führt dazu, dass ihre Milch mehr ungesättigte Fettsäuren enthält als von Artgenossen, die lediglich Kraftfutter serviert bekommen. Zudem verfügt Alpmilch über aussergewöhnlich hohe Mengen an konjugierter Linolsäure, die vor Krebs und Diabetes schützen kann.

Extensives Fleisch

Wildlebende Rehe und Hirsche, aber auch extensiv gehaltene Kühe und Rinder wachsen in einer natürlichen Umgebung auf und ernähren sich grösstenteils von Gräsern und Kräutern. Im Gegensatz zu Zuchttieren bekommen sie kein oder nur wenig Getreide zugeführt. Ihr Fleisch ist daher mager, cholesterinarm, reich an lebensnotwendigen Omega-3-Fettsäuren, gesunden Mineralstoffen − und garantiert frei von Medikamenten. Die wertvollen Nährstoffe können Entzündungsprozesse regeln und die Gesundheit von Gehirn und Herz fördern. Derart unberührtes Fleisch ist ein rares, aber aussergewöhnlich wertvolles regionales Superfood.

Honig

Der Superfood-Klassiker schlechthin. Unser heimischer Honig lässt die Exoten richtig blass aussehen. Ob im Kampf gegen Bakterien, Viren, Pilze, zur Schlafförderung oder Stärkung des Immunsystems – Die Liste seiner gesundheitsfördernden Wirkung auf den Körper ist endlos. Dabei gibt es jedoch eine Faustregel zu beachten: Auf die Qualität kommt es an! Setzen Sie sich mit einem hiesigen Imker in Verbindung und fragen Sie nach reinem, naturbelassenem Honig. Von diesem raren und wertvollen Gut bedarf es nur kleinste Mengen. Zu viel des Guten lässt nämlich den Blutzucker unnötig in die Höhe schiessen – und das wollen wir tunlichst vermeiden.

Eine Darstellung von Zitronen, Gurken, Spinat, Salat, Apfel, Petersilie und Federkohl Stücken vor einem hellgrünen Hintergrund.

3 Expertentipps für eine ausgewogene Ernährung

1. Möglichst Rohmilchkäse von der Alp oder aus biologischer Produktion einkaufen
Rohmilch enthält viele nützliche Darmbakterien, die für eine optimale Verdauung und ein funktionierendes Immunsystem wichtig sind. Ausserdem enthalten Produkte aus Rohmilch das gesamte Spektrum von Aminosäuren sowie Vitamine und Omega-3-Fettsäuren, die durch die Pasteurisierung weitgehend zerstört werden.

2. So frisch wie möglich konsumieren
Ernten Sie Ihre Lebensmittel am besten direkt aus dem eigenen Garten oder gehen Sie zum Bauern der Region. So ernähren Sie sich automatisch saisonal und frisch. Gesund Essen bedeutet auch, sich bewusst und achtsam mit Nahrungsmitteln auseinander zu setzen. Machen Sie am nächsten Wochenende einen Ausflug zum regionalen Markt oder einem Bauernhof-Laden in der Nähe, sprechen Sie den Verkäufer an und informieren Sie sich über seine Arbeit und Philosophie.

Bleiben Sie vielfältig
Eine komplette Mahlzeit besteht immer aus:

1 Handvoll Gemüse oder Salat (z.B. 1 Chicorée-Knolle)
1 Handvoll Proteine (z.B. 2 hartgekochte Bio Eier)
1 Handvoll Kohlenhydrate (z.B. 1 Vollkornbrot – die Menge ist abhängig von Ihrer Bewegung)
1 Esslöffel gutes Fett (z.B. 6 halbe Baumnüsse)
1 Handvoll Früchte (z.B. 1 Apfel)

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