Auf den

Körper geschneidert

Victor Lendof beherrscht ein mittlerweile seltenes Handwerk. Er fertigt Feinmass-Anzüge nach neapolitanischer Tradition. Kaum einer lernt seine Kunden so kennen, wie er es tut.

Heute trägt er dunkelblau. Einen klassischen Zweiknopf mit Bundfaltenhose und Umschlag. Dazu schwarze Lederschuhe. Ganz selbstverständlich zupft Victor Lendof den Knoten der grünen Seidenkrawatte zurecht. Ein kurzer Blick in den Spiegel. Alles sitzt perfekt. Schulterweite, Ärmel-, Jackett-, Knopf- und Hosenlänge – es sind Details, die einen Massanzug auszeichnen. Dinge, die kaum auffallen, einfach weil sie so präzise sitzen. Und doch erkennt ein geschultes Auge den Unterschied sofort. In Zeiten von Fast Fashion und Konfektionsware gibt es allerdings nur noch wenige, die das traditionelle Handwerk des Fine Tailoring beherrschen. Der 31-jährige Lendof ist einer von ihnen. In seinen drei Boutiquen in Luzern, Zürich und Buchs SG konzipiert und verkauft er neapolitanische Massanzüge.

Massarbeit in Perfektion

≪Ein Massanzug ist mehr als nur ein Kleidungsstück! Er sagt vieles über die Persönlichkeit seines Trägers aus≫, betont Lendof, der in seinem blauen Zweiteiler einen selbstsicheren Eindruck macht. Seit 2012 schneidert der junge Aargauer seinen Kunden neben Anzügen auch Hemden und Krawatten, und manchen Frauen gar das Hochzeitskleid auf den Leib. «Zu mir kommen Menschen, die etwas Besonderes suchen und Wert auf echte Handwerkskunst legen. Eine Kunst, die nicht nur zeit-, sondern auch kostenintensiv ist. Jedes Stück aus Victor Lendof’s Feder ist ein Unikat, gefertigt aus feinsten Stoffen. Handvernäht in Italien. Wer sich bei ihm einen Massanzug schneidern lässt, kann sich einem exklusiven Service sicher sein. Mehr noch: «Ich kreiere bequeme und leichte Anzüge, die sich anfühlen wie eine zweite Haut. Danach möchte man nie mehr etwas anderes tragen – das verspreche ich Ihnen.»

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« In einem Massanzug stecken bis zu 70 Arbeitsstunden. Jeder Nadelstich ist reinste Handarbeit»

Die von Lendof konzipierten Anzüge werden allesamt in einer eigenen, familiengeführten Schneiderei in Neapel im traditionell neapolitanischen Stil gefertigt. Ein solcher Anzug zeichnet sich vor allem durch seine weiche Verarbeitung, ungepolsterte Schultern und bootsförmigen Brusttaschen aus. Die Verarbeitung ist reinste Handarbeit. So stecken in einem vollendeten Massanzug zwischen 60 bis 70 Stunden Aufwand. Ein Drittel davon nimmt allein das Form-Bügeln der Stoffe in Anspruch. Kein Schritt wird maschinell verarbeitet.

Ein Begleiter fürs Leben

Zurück in Luzern: Lendof steht in seiner Boutique, um den Hals ein gelbes Massband gebunden. Die Schneiderpuppe vor ihm trägt eine Rohfassung eines Jacketts, durchzogen von weissen Fäden. Sein Blick fällt aufs Revers. Er nimmt das Band und hält es an den Übergang vom Kragen. «Zehn Zentimeter. Genauso muss es sein!» Das Jackett ist das Ergebnis eines ersten Termins beim Schneidermeister. Mindestens zwei Anproben werden noch folgen, bis der Kunde seinen Massanzug mit nach Hause nehmen kann. Innert zehn Wochen ist er in der Regel komplett. «Wir nehmen uns viel Zeit, um die perfekte Passform zu kreieren», sagt Lendof.

Das beginnt bereits beim ersten Zusammentreffen und erfordert vom Edelschneider jede Menge Menschenkenntnis. «Zuerst möchte ich möglichst viel vom Kunden erfahren.» Individueller Kleidungsstil, Budget wie auch der Anlass, zu dem der Anzug getragen wird, sind matchentscheidend für den Stil und die Auswahl der Stoffe. Letzteres ist kein leichtes Unterfangen, umfasst die Kollektion von Lendof über 1000 verschiedene Materialien, von edel bis höchst exklusiv. Auch preislich variieren die hochwertigen Stoffe stark. Ein kompletter Zweiteiler aus Vicuna Wolle – der teuersten Wolle der Welt – entspricht etwa dem Gegenwert eines gut ausgestatteten Kleinwagens. Exklusivität hat nun mal seinen Preis. Im Durchschnitt sei ein klassischer Fein-Massanzug aber bereits ab 2800 bis 8000 Franken erhältlich. «Das mag nach viel klingen, relativiert sich aber schnell, wenn man sich die Lebensdauer anschaut», erklärt Lendof. «Ein Massanzug hält ewig und lässt sich an gewissen Stellen problemlos erweitern.»

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Victor Lendof kommt ins Grand Resort

Von Juni bis August 2020 eröffnet Victor Lendof einen Pop-up-Store im Grand Resort Bad Ragaz. Hier können Sie dem Massschneider bei seinem Handwerk über die Schulter blicken und die verschiedenen Herstellungsschritte bis zum perfekt sitzenden Kleidungsstück live miterleben. Nutzen Sie die Möglichkeit und lassen Sie sich vom Profi gleich selbst einen Feinmass-Anzug schneidern. Auch wer mit exklusiven Stoffen aus den besten Webereien Italiens und Englands auf Tuchfühlung gehen möchte, ist bei der exklusiven Auswahl von Lendof an der richtigen Stelle.

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« Wir nehmen uns viel Zeit, um die perfekte Passform zu kreieren»

Der Wert eines Massanzuges liegt aber vor allem auch in seiner aufwändigen Herstellung. Feinmass, auch Bespoke Tailoring genannt, bedeutet, dass alles nach einem persönlichen Schnittmuster von Hand gemacht ist. Jedes Kleidungsstück wird genaustens auf die Körperformen des Trägers zugeschnitten. Dafür nimmt Lendof von seinen Kunden rund 30 Messungen – von Kopf bis Fuss, macht sich Notizen zu Körperbau und Haltung. Eine ziemlich intime Angelegenheit. Für den Edelschneider Routinearbeit. «Ich gehöre den wenigen Berufsgattungen an, vor denen Mann die Hüllen fallen lässt», sagt Lendof und schmunzelt. «Das tun sie nur bei mir und beim Hausarzt.» Dies erfordere natürlich Vertrauen ist sich der Edelschneider bewusst. Falsche Scham sei aber völlig unbegründet. Verschleiern kann man vor Lendof und seinem Massband ohnehin nichts. «Dafür aber das Kleidungsstück», entgegnet der Profi. Mit massgefertigten Anzügen könne man die Vorzüge des Körpers optimal hervorheben und gleichzeitig kaschieren, was man nicht sehen soll. Das schönste Kompliment, erinnert sich Lendof, habe er von einem Kunden nach der Hochzeit erhalten. «Er rief an und sagte, er hätte den Anzug gar nicht gespürt. So muss es sein, dann hat alles perfekt gesessen!»

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« Ein Gentleman kleidet sich immer der Situation entsprechend»

Modebewusstsein und Handwerkskunst sind Victor Lendof quasi in die Wiege gelegt worden. «Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich zum ersten Mal Nadel und Faden in der Hand hatte», sagt der Italiener mit karibischen Wurzeln und lacht. Seine Eltern stammen beide aus Familien, die seit Generationen in der Textilbranche tätig sind. Der Lendof Sprössling trägt diese Tradition nun fort. 2011 designte er seine erste Kollektion, dann folgte der Schritt in die Selbständigkeit. Heute beschäftigt der Vater eines fünfjährigen Sohnes acht Mitarbeiter. Damit lebt er seinen Traum. «Ich liebe es, Menschen auf Ihrem Weg zum eigenen Stil zu begleiten, ihnen Tipps zu geben und zu zeigen, welche Stoffe die Persönlichkeit am besten unterstreichen.» So rät er jedem Mann seine Garderobe mit drei bis fünf Anzügen auszustatten – dazu gehört der klassische Smoking, ein formeller Anzug für Bewerbungsgespräche und zwei saisonale für die Freizeit. Doch auch der Massschneider trägt nicht immer feine Anzüge, gibt Victor Lendof zu. Ein Gentleman kleidet sich immer der Situation entsprechend. «Deshalb würde ich zu Hause niemals auf meinen geliebten Jogginganzug verzichten.»

Sechs Tipps für einen stilvollen Auftritt im Anzug

Ein schöner Nacken
Das Jackett sollte den Nacken umarmen und niemals abstehen.

Handgemachte Knopflöcher
Sie halten nicht nur viel länger sondern sind auch ein Zeichen von anspruchsvoller Schneiderkunst.

Optimale Hemd- und Ärmelkombi
Das Hemd sollte ein bis zwei Zentimeter vom Jackett hervorstehen und das Handgelenk abdecken.

Hose küsst Schuh
Die Hose sollte möglichst faltenlos fallen und den Schuh mit dem Bund nur leicht berühren.

Akzente setzen mit der Pochette
Zeigen Sie Mut mit der Pochette, aber achten Sie darauf, eine Farbe des Outfits aufzugreifen und dass die Stoffstruktur mit dem Rest harmoniert.

Gesässdeckende Jackettlänge
Die Länge des Jacketts sollte immer gesässdeckend sein, optisch körperanliegend, das Tragegefühl komfortabel, als wäre das Jackett weit geschnitten.

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